Ein kleines Wunder und große Zuversicht

Von Hendrik Achenbach

Wenn man sich mit dem ersten Probenbericht des Jahres etwas zurückhält und erst die dritte oder vierte Zusammenkunft beschreibt, hat das gewisse Vorteile. Zum einen kann man dann mit ein wenig Glück schon auf einen erfolgreichen Auftritt zurückblicken - in diesem Jahr war das der Jazzfrühschoppen in Langen am 19. Januar. Zum anderen ist es eine undankbare Aufgabe, die erste Probe des Jahres zu beschreiben, denn sie ist ein Garant für eine gehörige Gardinenpredigt.

 

Schließlich bringt unseren Bandleader Thomas S. nichts schneller und höher auf die Palme als eine Bigband, die nach drei Wochen Winterpause durch ihr unkonzentriertes Spiel den Anschein erweckt, als hätte man sich drei Jahre nicht gesehen. Das haben wir auch in diesem Jahr wieder super hingekriegt und die Generalprobe für Langen am 15. Januar elegant in den Sand gesetzt. Man sagt aber ja zum Glück, dass eine versiebte Generalprobe auf einen gelungenen Auftritt hindeutet, und als wir Thomas nach dem Auftritt fragten, wie wir waren, lautete sein Urteil: "100 % besser als bei der Generalprobe". Das hat er sicher ganz positiv gemeint.

 

Blicken wir also nicht zurück und breiten den gnädigen Mantel des Schweigens über das, was am 15. Januar passiert ist. Stattdessen richten wir unsere Blicke auf die Probe am 29. Januar. Hier gab es auch noch genug Zoff, keine Angst.

 

Der Bandleader hatte im Vorfeld um pünktliches Erscheinen gebeten, da er im Anschluss an die zweistündige Probe gleich weiterziehen musste. Unsere Probe beginnt immer um 19.00 Uhr. Tatsächlich füllten die Reihen sich ab 18.45 Uhr, doch mit dem Wunder, das dann geschah, hatte wirklich niemand gerechnet. Um Punkt 18.59 Uhr öffneten die Schiebetüren des Schulungszentrums sich mit einem Tusch (eventuell habe ich mir den aber nur eingebildet) und wer stand vor uns? Pünktlich? Vor 19.00 Uhr? Unser Präsident Ralf H.

 

Nur Kleingeister würden jetzt einwenden, dass ein Blechbläser mit so viel Vorlauf zur Probe erscheinen sollte, dass er sich zumindest fünf Minuten lang warmspielen kann. Schließlich darf man hier nicht übersehen, dass es sich nicht um irgendeinen Feld-Wald-und-Wiesen-Trompeter handelt. Dieser Mann betritt einen Raum, zieht die Trompete aus der Tasche und ist präsent. 100 % Leistung. Sofort. In Sekundenbruchteilen erreicht er das dreigestrichene C. Da ist eine Minute fast schon üppig bemessen. Insofern ist es nur folgerichtig, dass er sich normalerweise zu Probenbeginn ein akademisches Viertelstündchen gönnt. Schließlich ist es nicht gut, wenn ein Spieler die anderen im Satz abhängt.

 

Worum ging es in dieser Probe nun musikalisch? Oft gehen wir ja in diesen Probenberichten die einzelnen Stücke gemeinsam durch, aber in nächster Zeit wird das ein bisschen schwierig. Schließlich hat nun die heiße Vorbereitungsphase für unsere CD-Aufnahme im März begonnen, und es wäre doch irgendwie langweilig, wenn Sie jetzt schon wüssten, was alles auf die Scheibe kommt.

 

Die Kenner unter Ihnen, die wissen, dass wir weit über den klassischen Bigband-Jazz hinaus auch mit speziell für uns angefertigen Arrangements arbeiten, die sich aus anderen Genres bedienen, dürfen aber gerne ein bisschen knobeln: Ein ganz neues Stück, das wir am 29. Januar zum ersten Mal mit Thomas geprobt haben, hat folgende Eigenschaften:

  1. Es passt thematisch zu dem Programm, das wir Ende 2007 im Walldorfer Schulungszentrum vorgestellt haben.
  2. Es ist über weite Strecken im 5/4-Takt gehalten.

Wer den Titel des Stücks richtig errät und als Erster per E-Mail an hendrik.achenbach@sapbigband.com schickt, darf sich eine unserer CDs aussuchen. Natürlich auch das Album, das gerade erst entsteht.

Ein besonderes Merkmal der Probe am 29. Januar lag in der Art und Weise, wie der Bandleader seine punktuelle Unzufriedenheit äußerte. Er ist ja sehr eloquent und kann Gefühle gut vermitteln. Ich habe es in den vergangenen dreizehneinhalb Jahren trotzdem noch nie erlebt, dass er solche Nerven zeigt und nicht nur das Sch...-Wort gehäuft einsetzt, sondern sich sogar vor Ärger krümmt und seine Anweisungen mit Tönen kombiniert, die sich in der Schriftsprache nur in Annäherung wiedergeben lassen ("Aaaahhhrghhh! D.C. heißt Da capo! Von vorne! Aaaaaah!"). Diesem Mann muss unerklärlicherweise wirklich viel an uns liegen, dass er sich das antut. 

 
Bevor wir nun aber potentielle CD-Käufer verlieren, muss der Ausgewogenheit willen auch folgendes erzählt werden: Thomas hat uns zwar in Einzelfällen verdeutlicht, dass die jeweilige Nummer niemals im Presswerk landen wird, wenn wir sie nicht besser spielen. Oft genug lautete sein Urteil aber auch: "Ich bin zuversichtlich." Und wenn er das sagt, meint er das auch. Seien Sie also beruhigt und teilen Sie unsere Zuversicht, dass im März ein Album entstehen wird, auf das Sie gewartet haben.
 

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Kommentare: 2
  • #1

    Inot (Freitag, 31 Januar 2014 13:09)

    Kleine Hilfestellung, sonst wird Hendriks Frage zu unmöglichen Mission, oder?
    Mi??ion Impo??ible

  • #2

    Hendrik Achenbach (Freitag, 31 Januar 2014 14:26)

    Spoiler! :) Es ist aber ohnehin zu spät. Die erste E-Mail mit der richtigen Antwort hat mich schon erreicht. Glückwunsch an den Gewinner!